Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste auf einen Blick
- Das Hauptmotiv für Deutsche ist Sicherheit. Doch der Schein trügt
- Die Garantieverzinsung sinkt stetig
- Lebensversicherer und Versicherte leiden unter dem Niedrigzinsniveau
- Ob sich eine LV/RV lohnt, zeigen verschiendene Renditeberechnungen
- Für Altverträge aus 1994 - 2007 gilt unter Umständen ein Widerrufsrecht
Vorwort
Umfragen zufolge hat sie fast jeder: Die gute alte Lebensversicherung / Rentenversicherung. Doch ist sie auch heute noch wirklich gut? Der nachfolgende Beitrag setzt Impulse, die von der Versicherungsbranche meist elegant unter den Teppich gekehrt werden, aber wichtig zu wissen sind.
Abschlussmotiv
Auch heute noch, nach Änderung der steuerlichen Gesetzgebung ab 2005, werden Lebensversicherungen / Rentenversicherungen an den Mann gebracht. Neben der steuerfreien Auszahlung im Alter für Abschlüsse vor 2005 ist Sicherheit eines der Hauptmotive. Sicherheit dahingehend, dass man eine Garantieverzinsung zuzüglich Überschüssen erhält und auf den ersten Blick kein Geld verlieren kann.
Garantieverzinsung
Während 1994 die Garantieverzinsung bei 4% lag, beträgt diese heute mickrige 0,9%. Dies scheint noch besser als auf dem Tagesgeldkonto. ABER: Die Garantieverzinsung erhalten Sie nicht auf Ihren Anlage- bzw. Sparbetrag, sondern auf den verbleibenden Beitrag nach Risiko- (für z.B. Todesfallschutz) und Verwaltungskosten.
Kapitalanlage
Bei klassischen Verträgen, also ohne Anlage in Fonds, wird das Geld im sogenannten Deckungsstock des jeweiligen Versicherers angelegt. Dieser legt das Kapital wiederum überwiegend risikoarm in festverzinsliche Wertpapiere an. Das Problem: aufgrund des Niedrigzinsniveaus werden keine nennenswerten Erträge erzielt, gar machen die alten hohen Garantien den Versicherern finanziell zu schaffen. Das ist der Grund warum es vermehrt zu sogenannten „Run-Offs“ kommt: Versicherer verkaufen ihre Bestände an andere Versicherer oder Abwickler. Wie die neuen Vertragspartner diese Problematik zukünftig händeln werden, bleibt abzuwarten. Mit üppigen Erträgen oberhalb dem Garantieversprechen brauch man jedenfalls nicht zu rechnen, sodass es oftmals zu einem Kaufkraftverlust kommt, da die Renditen unterhalb der Inflation liegen.
Doch wie können Sie nun für sich selbst feststellen, wie Sie mit Ihrer Lebensversicherung / Rentenversicherung zukünftig umgehen sollen? Verschiedene Renditeberechnungen bringen hier Licht in Dunkel, woraus sich die zukünftige Handlung gut ableiten lässt. Das nachfolgende reale Praxisbeispiel wird Ihnen Aufschluss geben.
Beispiel: Abschluss im Jahre 2004, 32 Jahre Laufzeit, 50 Euro monatlicher Beitrag, 5% Beitragsdynamik, 38 977 Euro garantierte Ablaufleistung, 39 261Euro prognostizierte Ablaufleistung, 10 230 Euro aktueller Rückkaufswert, 11 705 Euro einzahlte Beiträge per heute, 2,75 % Garantieverzinsung, Beitragsbefreiung bei Berufsunfähigkeit, Todesfallschutz.
Für das Checken Ihrer Versicherung brauchen Sie den Versicherungsschein, den letzten Nachtrag Ihrer Lebensversicherung / Rentenversicherung und einen Renditerechner. Unter dem Reiter „Vorsorge“ wählen Sie bspw. den Rechner Lebensversicherung. Geben Sie dort den Beginn und das Ende der Versicherung, den aktuellen Rückkaufswert, den Monatsbeitrag, eine mögliche Beitragsdynamik und die Ablaufleistung ein.
Renditeberechnungen
Fortführungsrendite
Diese drückt aus, wieviel Rendite Sie bis zum Ablauf des Vertrages erwirtschaftet haben werden, wenn Sie den Vertrag wie gewohnt fortführen. Bei dem o.g. Beispiel beträgt diese nur 1,47 % bzw. 1,51 % mit Überschüssen bei 2,75 % Garantieverzinsung. Hier sehen Sie, wie Risiko- und Verwaltungskosten die Rendite schmälern.
Stilllegungsrendite
Diese drückt aus, wieviel Rendite Sie erwirtschaftet haben werden, wenn Sie den Vertrag beitragsfrei stellen. Bei dem Beispiel beträgt diese mickrige 0,38 % % bzw. 0,42 % bei 2,75 % Garantieverzinsung.
Rückkaufswertrendite
Diese drückt aus, wieviel Rendite Sie bis heute erwirtschaftet haben, beziehungsweise wenn Sie den Vertrag auflösen. Bei dem Beispiel beträgt diese minus 2,21 % bei 2,75 % Garantieverzinsung. Hauptgrund für diesen eklatanten Unterschied sind Abschluss- und Vertriebskosten.
Realrendite
Diese drückt aus, wieviel Rendite Sie nach Berücksichtigung der Inflation erwirtschaften werden. Unterstellt man eine durchschnittliche Inflationsrate i.H.v. 2,5%, so sind die oben genannten Renditen negativ. Zwar verlieren Sie in dem Sinne kein Geld, es verliert aber jedes Jahr an Kaufkraft. Vermögenszuwachs beginnt jedoch bei einer Rendite nach Steuern oberhalb der Inflation.
Alternativrendite
Diese drückt aus, wieviel Rendite Sie erwirtschaften müssen, wenn Sie den Rückkaufswert (also nach Vertragsauflösung) anlegen, damit sich die neue Anlage lohnt. Bei dem Beispiel sind dies 2,17 % bzw. 2,22 %. Anleger die unmittelbar seit der Finanzkrise beispielsweise nur in den Dax (Top 30 Unternehmen Deutschlands) investiert haben, erfreuen sich über 7% pro Jahr.
Widerrufsrecht
Bevor Sie Ihre Lebensversicherung / Rentenversicherung voreilig kündigen, sollten Sie den „Widerrufsjoker“ von Juristen prüfen lassen. Verträge, die zwischen den Jahren 1994 und 2007 abgeschlossen wurden, können fehlerhafte Widerrufsbelehrungen enthalten, wie der Bundesgerichtshof vor Jahren entschieden hat. In dem Fall haben Sie ein unbefristetes Widerrufsrecht und können die Rückabwicklung Ihres Vertrages erklären. Der Versicherer ist in der Pflicht, die eingezahlten Beiträge zuzüglich Abschlusskosten und Entschädigungsverzinsung abzüglich Risikokosten auszubezahlen. In der Regel stehen Sie sich damit besser als einer Kündigung.

Fazit
Führen Sie Ihre Lebensversicherung / Rentenversicherung nicht einfach blind fort, sondern berechnen Sie die Renditen und prüfen Sie den Widerrufsjoker. Hilfe oder Beratung bekommen Sie unter anderem bei einem unabhängigen Honorarberater.