Die Pleite der Silicon Valley Bank und warum unsere Anleger gelassen bleiben können

Inhaltsverzeichnis
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Das Wichtigste auf einen Blick

Vorwort

Die Silicon Valley Bank (SVB) ist seit letzter Woche Geschichte. Sie war eine US-amerikanische Bank im Silicon Valley, die High-Tech Unternehmen und Start-ups förderte. Ihr plötzlicher Kollaps Mitte März 2023 ist der größte Bankenzusammenbruch in den USA seit dem Jahr 2008. Wer daran Schuld ist und welche Auswirkungen die erneute Bankenpleite auf den Kapitalmarkt hat, zeigen wir in diesem Artikel.

Fakten zur Silicon Valley Bank

Die Silicon Valley Bank ist seit dem Jahr 1983 aktiv, gegründet wurde sie bereits im Jahr 1982 und hat sich im Laufe der Jahre gewissermaßen zur Hausbank der Tech-Industrie entwickelt. Bei dieser Bank fanden unter anderem junge aufstrebende Unternehmen ein Zuhause, der Boom der Start-up Szene machte die Bank zu einer der größten Banken der USA. Im Ranking innerhalb der USA stand sie auf Platz 16. Die internationalen Kunden kamen auch aus Deutschland. Die Bank hatte ihren Hauptsitz in Santa Clara, Kalifornien und sie verwaltete Ende Dezember 2022 Vermögenswerte von 209 Milliarden Dollar und hatte rund 175,4 Milliarden Dollar an Kundeneinlagen (Quelle: amerikanische Einlagensicherungsbehörde FDIC, Federal Deposit Insurance Corp). Seit dem 30. Mai 2018 hatte die Silicon Valley Bank eine Niederlassung in Deutschland und betrieb von Frankfurt am Main aus Kreditgeschäfte. Die kalifornische Finanzaufsicht hat am Freitag, den 10.03.2023 die Kontrolle über die Silicon Valley Bank übernommen und deren Schließung veranlasst. Die deutsche Finanzaufsicht BaFin reagierte am 13.03.2023 und schloss die deutsche Zweigstelle, der Kundenverkehr wurde eingestellt.

So geriet die Silicon Valley Bank in Schieflage

Es drängt sich die Frage auf: Wie kann eine Bank derart in Schieflage geraten, dass sie ihre Pforten für immer schließen muss? Überspitzt und vereinfacht kann man sagen, dass die SVB zu viel Geld hatte und dies ungünstig angelegt hat. Die Bank investierte in Zeiten niedriger Zinsen in amerikanische Staatsanleihen sowie in langlaufende Hypotheken. Aufgrund stark gestiegener Inflation erhöhte die amerikanische Notenbank die Zinsen. Viele Wertpapiere, die die SVB in der Niedrigzinsphase erworben hatte, verloren dadurch erheblich an Wert. Denn: wenn die Zinsen steigen, fallen die Kurse von festverzinslichen Anlagen. Zeitgleich war die SVB gezwungen, Anlegern höhere Zinsen zu bieten, damit diese ihre Einlagen nicht abziehen, obwohl die bestehenden Kapitalanlagen nur wenig Zinsen abgeworfen haben. Mit dem Verkauf von Anleihen, deren Kurse purzelten, machte die SVB erst kürzlich 1,8 Milliarden Dollar Verlust. Erschwerend hinzu kam, dass viele Tech-Unternehmen in den vergangenen Wochen ihre Einlagen aus der Bank abgezogen haben, da diese bereits wegen der stetigen Zinserhöhungen unter Liquiditätsdruck standen. Die SVB wollte eine Kapitalerhöhung (Verkauf neuer Aktien) durchboxen, was die Kunden zusätzlich verunsicherte und womöglich zum Todesstoß führte. Der dadurch ausgelöste „Bank Run“ stellte die Bank vor unlösbare Probleme. Allein am Donnerstag, den 09.03.2023, wollten Kunden ihre Einlagen im Wert von 42 Milliarden Dollar abheben. An diesem Punkt wäre die SVB gezwungen gewesen, einen großen Teil ihrer Anleihedepots zu verkaufen. Diese Entwicklung führte zum Ende der Bank.

Die fragwürdige Rolle des Joseph Gentile

Durch den Zusammenbruch der Silicon Valley Bank ist eine Person – womöglich ungewollt – erneut ins Rampenlicht gerückt. Joseph Gentile, der Chief Administrative Officer (CAO) der Bank. In dieser Funktion gehört er zu den ranghöchsten Personen der SVB. Er leitet den täglichen Ablauf und berichtet direkt an den Vorstand. Genau dieser Joseph Gentile war es, der durch seine frühere Beteiligung an Lehman Brothers, dem globalen Finanzunternehmen, das während der Finanzkrise 2008 Konkurs ging, für Schlagzeilen gesorgt hat. Derselbe Mann, der früher Finanzvorstand von Lehman Brothers war, steht jetzt im Mittelpunkt des SVB-Debakels. Bis heute hat sich weder Gentile noch ein anderer Vertreter der Silicon Valley Bank zur aktuellen Situation geäußert. Viele Menschen spekulieren und diskutieren in den sozialen Medien was ihrer Meinung nach zum Niedergang der Bank geführt hat und wer als Person Verantwortung übernehmen sollte. Einige User haben sich die Zeit genommen und stundenlang zur SVB recherchiert. User „Alf“ kommt zu einem harten Urteil über die Führungsebene: „Diese Leute waren nicht schlecht im Risikomanagement. Sie waren geradezu entsetzlich schlecht. Sie haben buchstäblich Milliarden verzockt“, schlussfolgert er auf Twitter. Auch wenn Gentile eisern schweigt, seine Verbindung zu SVB und Lehman Brothers hat ihn zu einer Schlüsselfigur in diesem Finanzdrama gemacht und wir dürfen gespannt sein, ob er seinen Feldzug weiter fortsetzen wird. Es drängt sich der Eindruck auf, dass ihm der nötige Weitblick fehlt. Neben den beiden Bankpleiten hat Joseph Gentile auch bei der amerikanischen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur Andersen gearbeitet, auch dieses Unternehmen ging 2002 in Konkurs. 

Harte Zeiten für Kunden, Mitarbeiter und den Kapitalmarkt?

Wenn eine Bank pleite geht, heißt es zuallererst, dass der Kunde der Bank ein Problem hat, denn sein Guthaben ist nicht mehr verfügbar. Für solche Krisen haben Industrienationen Sicherheitsmechanismen eingebaut. Einlagen sind bis zu einem bestimmten Betrag abgesichert, in den USA ist dies ein Betrag von 250.000 Dollar, in Deutschland sind die eigenen Einlagen bei einer Bank bis zu 100.000 Euro abgesichert. Die EDB (Entschädigungseinrichtung deutscher Banken) informiert den Kunden über den Konkurs seiner Bank und der Kunde kann dort einen Antrag auf Erstattung stellen.

Bei der Pleite von einer einzigen Bank kann der EDB das i.d.R. problemlos auffangen. Sollte es zu mehreren Pleiten gleichzeitig kommen, gestaltet sich die Sicherung der Einlagen schon schwieriger. Für solch ein Szenario richten Banken zusätzlich einen Sicherungsmechanismus in Form eines Fonds, dem Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken (ESF), ein. Das Problem: Es sind nur 0,6 Prozent der Einlagen aller Kunden bei allen Banken abgesichert.

Für Kunden von Sparkassen gilt zwar der gleiche Erstattungsbetrag von 100.000 Euro bei einer Pleite, die Sparkassen Finanzgruppe verfügt aber über ein institutsbezogenes Sicherungssystem, das heißt, die unterschiedlichen Institute stehen füreinander ein. Das Sicherungssystem der Sparkassen-Finanzgruppe hat einen einheitlichen Stützungsfonds gebildet, der aus 13 funktional miteinander verknüpften Teilfonds besteht. Seit der Gründung des Sicherungssystems in den 1970er Jahren ist es bei keinem Mitgliedsinstitut zu einer Insolvenz gekommen. Bedenken Sie, dass Sparkassen nicht vorrangig darauf ausgerichtet sind, höchstmögliche Gewinne zu erwirtschaften. Daher vermeiden Sparkassen übermäßige Risiken, dennoch ist auch bei diesen Instituten, eine Schieflage nicht auszuschließen.

Für Kunden der SVB wäre die garantierte Erstattung von 250.000 Dollar in den USA bei Bankpleite womöglich nur ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen, da es sich bei den Kunden überwiegend um Unternehmen handelte, die größere Geldmengen bei der Bank parkten. Doch das US-Finanzministerium, die US-Notenbank und die FDIC garantierten allen Kunden die Verfügbarkeit ihrer Einlagen, auch über den Betrag von 250.000 Dollar hinaus. Ein Kunde aus den USA, der beispielsweise 1 Million Dollar als Einlage bei der SVB hatte, kann diesen Betrag nun also trotz Pleite abheben und über sein Geld verfügen. Es gibt ab sofort ein Sonderliquiditätsfenster für Banken, damit diese bei einem Bank Run schnell über ausreichend mit Geld verfügen können.

Ende letzten Jahres beschäftigte die Silicon Valley Bank 8528 Mitarbeiter, die seit dem 11.03.2023 eine 45-tägige Beschäftigung zum 1,5 fachen ihres Gehalts angeboten bekommen haben, Die FDIC scheint in dieser Zeit die Bankgeschäfte abwickeln zu wollen und will deshalb die Mitarbeiter noch eine Zeitlang halten. Nach dieser Schonfrist sind die Mitarbeiter jedoch gezwungen, sich einen neuen Arbeitgeber zu suchen.

Wenige Tage nach Bekanntgabe der Pleite von der SVB schrillten bei vielen Anlegern von Aktien die Alarmglocken. Wenn Aktien von Commerzbank und Deutscher Bank fünf oder zehn Prozent einbrechen, werden die Anleger nervös. Die Milliardenverluste der SVB sollten durch den Verkauf neuer Aktien wieder ausgeglichen werden. Das kam bei der Börse allgemein nicht gut an. Dadurch wurde ein Kurssturz an der Börse ausgelöst. SVB-Aktien verloren über 60 Prozent ihres Wertes. Auch Aktien anderer großer internationaler Kreditinstitute waren am 13.03.2023 deutlich im Minus. Nach der SVB-Pleite verlor der DAX am ersten Tag 500 Punkte. Nach der Rettungsaktion der Einlagen der Bankkunden durch amerikanische Behörden und Regierung, starteten Deutsche Bank und Commerzbank mit Kursgewinnen in die Woche, ließen aber zum Ende der Woche wieder etwas nach. Besonders dramatisch verlief der Absturz der Credit Suisse. Die Bank ist derart hart angeschlagen, dass es am letzten Wochenende zu einer mühsam ausgehandelten Übernahme für gut drei Milliarden Euro durch die Schweizer Großbank UBS kam.

Dennoch herrscht an internationalen Finanzmärkten weiter Unruhe. Die wichtigsten asiatischen Börsen haben am Montag, den 20.03.2023 überwiegend nachgegeben. Auch beim Dax zeichnete sich vor Handelsstart ein Minus ab, im Laufe des Tages stieg er jedoch und legte um 1,36% im Vergleich zum Vortag zu (Stand 17 Uhr am 20.03.2023). Sowohl der Milliardendeal in der Schweiz als auch die Maßnahmen mehrerer Notenbanken zur Liquiditätsversorgung konnten noch nicht die entscheidende Wende bringen. Die Börse bleibt nervös. Die Angst vor einer neuen Bankenkrise ist noch nicht gebannt. Nebenbei sei erwähnt, dass die zuvor erwähnten beiden Banken von Politik und Aufsichtsbehörden zum Zusammenschluss gedrängt worden. Eine Übernahme der zweitgrößten Schweizer Bank Credit Suisse durch UBS ist die bedeutendste Bankenfusion in Europa seit der Finanzkrise 2008. Die aktuellen Unruhen zeigen, wie schwierig es wird mit hohen und allgemein steigenden Zinsen umzugehen.

Mandanten von RHEINPLAN können gelassen bleiben

Das Vermögen unserer Mandanten ist weiterhin sicher und klug angelegt. Da wir uns für den passiven Investmentansatz entschieden haben, verzichten wir auf jegliche Art von Prognosen. Das bedeutet, dass wir uns weder auf Einzeltitel oder Branchen noch auf Handelszeitpunkte konzentrieren. Stattdessen setzen wir auf sehr breite Risikostreuung über den gesamten Globus hinweg. Das Ergebnis dieser Strategie ist bemerkenswert: In den letzten 120 Jahren hat ein global diversifiziertes Aktienportfolio trotz Rücksetzer im Durchschnitt  7,3% p.a. erzielt – (Banken-) Krisen inklusive!

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Fazit

Die Pleite der Silicon Valley Bank bringt Unruhe in die Finanzmärkte, wird aber sehr wahrscheinlich keine zweite Finanzkrise auslösen wie im Jahr 2008, auch wenn viele Banken an der Börse in den letzten zehn Tagen starke Verluste hinnehmen mussten. Auch die Reaktionen der US-Behörden trugen mit zur kurzen Beruhigung bei, offensichtlich wollte man so einen Flächenbrand verhindern. Jedes Unternehmen ist nur so gut wie seine Mitarbeiter, bei einer Bewerbung von Joseph Gentile sollte jedes Unternehmen vorsichtshalber das Weite suchen. Kunden sollten ihre Einlagen möglicherweise auf mehrere Banken aufteilen, um bei drohendem Konkurs der Bank breiter abgesichert zu sein. Für junge Start-up-Unternehmer ist die Krise hoffentlich lehrreich, auch sie sollten nicht nur auf ein Pferd setzen und enorme Summen an Kapital bei einer Bank parken, denn nicht jedes Mal wird es einen amerikanischen Finanzminister oder Präsidenten geben, der die Einlagen rettet.
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